Von: Redaktion

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NACHHALTIGKEIT

Grauer Wasser­stoff mit Umwelt­nutzen

Zwei Dampfreformer liefern im tschechischen Bruntál Wasserstoff (H₂) direkt in die Produktion, unter anderem zur Gewinnung von reinem Wolfram. Mit der neuen Anlage werden jährlich rund 700 Lkw-Lieferungen eingespart.

Wasserstoff mag Sauerstoff. Deshalb soll das reaktionsfreudige Gas eines Tages die zur Reduktion benötigte Kohle in der Metallurgie vollständig ersetzen. Bei dieser chemischen Reaktion wird einem Ausgangsmaterial, zum Beispiel Eisenoxid, der Sauerstoff entzogen um das reine Metall zu erhalten. In der Stahlindustrie wird dafür bisher vorwiegend Koks verwendet. Bei der Gewinnung von Wolfram aus einer Oxidverbindung wird in Bruntál seit jeher mit Wasserstoff gearbeitet.

Wachsender H₂-Bedarf

Das seltene Metall ist extrem hart und hat mit 3.422 Grad Celsius den höchsten Schmelzpunkt unter den Elementen. Es wird zum Beispiel für die Herstellung von Hartmetallwerkzeugen oder für Glühfäden verwendet. Messer liefert seit 1998 Wasserstoff für die Reduktionsöfen, in denen man in Bruntál aus Wolframoxid reines Wolfram-Pulver gewinnt. „Über die Jahre ist die Produktion stetig gewachsen“, erzählt Vít Tuček, der bei Messer in Tschechien für die Geschäftsentwicklung im Bereich grüner Wasserstoff zuständig ist.

„Der Wasserstoffbedarf ist auf inzwischen 300 Kubikmeter in der Stunde gestiegen, wobei ein Teil des Gases von einem direkt benachbarten Leuchtenhersteller benötigt wird. Bis zu drei Sattelschlepper mussten täglich die knapp 600 Kilometer von Bratislava nach Bruntál und zurück fahren, um das Gas anzuliefern. Deshalb haben wir den beiden Kunden vorgeschlagen, den Wasserstoff durch Dampfreformierung an Ort und Stelle zu produzieren.“

Wir sparen rund 700 Lkw-Fahrten im Jahr ein. Dazu kommt der Energie­aufwand für die hohe Ver­dichtung bei der Ab­füllung, der jetzt eben­falls entfällt.

Vít Tuček, der bei Messer in Tschechien für die Geschäftsentwicklung im Bereich grüner Wasserstoff zuständig ist

Messer koordiniert Installation

Messer hat die Ausführung aller Installationsarbeiten koordiniert. Zwei kompakte Dampfreformer wurden aus den Niederlanden angeliefert und in die bestehenden Netze eingebunden. Sie arbeiten rund um die Uhr und auch an den Wochenenden, wenn die Produktion bei den Abnehmern ruht. In dieser Zeit wird das Gas in den vorhandenen Tanks zwischengespeichert. Ihr Inhalt ergänzt unter der Woche den Gasfluss und gleicht Bedarfsspitzen aus. Die Dampfreformer produzieren wohlgemerkt keinen grünen Wasserstoff, sondern gewinnen das H₂ aus Erdgas. „Die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks ist dennoch nicht zu unterschätzen“, erklärt Vít Tuček. „Wir sparen rund 700 Lkw-Fahrten im Jahr ein. Dazu kommt der Energieaufwand für die hohe Verdichtung bei der Abfüllung, der jetzt ebenfalls entfällt.“

Zwei Dampfreformer im tschechischen Bruntál

Der Wasserstoff aus den beiden Dampfreformern dient neben der Wolframherstellung zwei weiteren Zwecken. Der benachbarte Leuchtenhersteller verwendet eine Sauerstoff-Wasserstoff-Flamme zum Formen von speziellen Glasröhren. Zudem benötigt er es bei der Produktion von Wolfram-Glühfäden für Autoscheinwerfer in einem Gemisch mit Stickstoff als Schutzgas. Vít Tuček weist auf einen Aspekt hin, der weit über Bruntál hinausweist: „Aus solchen Anwendungen mit grauem Wasserstoff entsteht das Know-how für den Umgang mit dem extrem flüchtigen und entzündlichen Gas, das wir auch für den grünen Wasserstoff brauchen.“


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