Von: Marion Riedel, Messer Ibérica de Gases
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◤ DEKARBONISIERUNG
So funktioniert grüne H₂-Ökonomie
Ein Konsortium aus führenden Unternehmen des Chemie- und Energiesektors wird in Tarragona eine große Elektrolyseanlage entwickeln, um die Dekarbonisierung der lokalen Chemieindustrie voranzutreiben. Das Projekt wird veranschaulichen, wie grüner Wasserstoff für die petrochemische Industrie in großem Maßstab wirtschaftlich hergestellt und genutzt werden kann. Messer ist mit Investitionen, Infrastruktur und Gase-Know-how an diesem Projekt beteiligt.
Die Stadt Tarragona im Nordosten Spaniens ist der Standort eines der bedeutendsten petrochemischen Komplexe in Südeuropa. Der Chemiepark ist per Pipeline an den nahegelegenen Ölhafen und das spanische Erdgasnetz angebunden. Der Erdgasnetzbetreiber wird sich auch an der Nutzung von grünem Wasserstoff beteiligen: In Spanien darf dem Erdgas bisher fünf Prozent H₂ beigemischt werden; dieser Wert wird bald auf zehn Prozent erhöht werden.
Generell investiert Spanien stark in sauberen Wasserstoff: Das Land investiert sechsmal mehr in die H₂-Technologie als der Durchschnitt der EU, Norwegens und Großbritanniens. Dieser Wert entstammt einer Nachhaltigkeitsanalyse des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. Danach war Spanien 2021 im Verhältnis zum BIP das Land mit den höchsten Investitionen in grüne Wasserstoffprojekte.
Ökostrom für sauberen Wasserstoff
Das Konsortium in Tarragona wird vom Energie- und Petrochemiekonzern Repsol geleitet und umfasst drei weitere Unternehmen: den Gasnetzbetreiber Enagás, den Chemie-Grundstoffhersteller Iqoxe und Messer. Zusammen haben sie im vergangenen September den Plan zum Bau eines Wasser-Elektrolyseurs mit einer Kapazität von 150 Megawatt und einer Investitionssumme von 320 Millionen Euro vorgestellt. Im Juli 2023 wurde bekanntgegeben, dass das Projekt mit 62 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds der EU gefördert wird.
Der neue Elektrolyseur wird auf dem Gelände des Chemieparks von Repsol gebaut und seine erste Phase wird 2026 in Betrieb gehen. In einer zweiten Phase soll die Produktionskapazität für grünen Wasserstoff auf ein Gigawatt erhöht werden. Es ist geplant, die Anlage ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Quellen in der Region zu betreiben. Außerdem wird sie mit den modernsten Technologien zur Minimierung des Wasserverbrauchs ausgestattet.
Sauberer Sauerstoff mit Doppelnutzen
Messer betreibt im Chemiepark von Tarragona bereits ein Rohrleitungssystem zur Verteilung von Stickstoff und Sauerstoff. Repsol wird eine zusätzliche Pipeline für den Wasserstoff installieren, der von den dort ansässigen Unternehmen benötigt wird. Repsol ist bereits der größte Wasserstoffproduzent der Iberischen Halbinsel und verfolgt ehrgeizige Pläne im Hinblick auf die Gewinnung und Verwertung von grünem H₂. Am Messer-Standort in Tarragona ist der Bau einer Abfüllanlage für grünen Wasserstoff geplant, um ihn auch in Hochdrucktrailern und als Flaschengas ausliefern zu können. So lassen sich zum Beispiel Wasserstofftankstellen und Industriekunden in der Region versorgen. Auch die Arbeit an Projekten zur Dekarbonisierung der lokalen Busflotten mit Wasserstoff schreitet voran Überschüssiger Wasserstoff kann in das Erdgasnetz von Enagás eingespeist werden. Bei der Wasser-Elektrolyse entsteht neben H₂ auch grüner aber unreiner, mit Wasserdampf gesättigter Sauerstoff (O₂) in großen Mengen. Seine Verwertung trägt zur Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojekts bei. Messer übernimmt die gesamte Aufbereitung des Sauerstoffabgases sowie die Abwicklung des Sauerstoffgeschäfts. Einer der Hauptkunden, die an sauberem Sauerstoff interessiert sind, ist Iqoxe. Das Unternehmen ist der einzige spanische Hersteller von Ethylenoxid. Bei der Produktion dieses Grundstoffs für die chemische Industrie werden große Mengen Sauerstoff benötigt. Iqoxe könnte mit dem Bezug des grünen Gases seinen CO₂-Fußabdruck (Scope 3) deutlich verringern.