Kleine Mengen mit großer Wirkung: Mikroschadstoffe im Abwasser können ganze Ökosysteme in Gefahr bringen. Eine vierte Klärstufe und Ozon können die Problemsubstanzen unschädlich machen.
Ein beträchtlicher Teil der Arzneimittel, die der Mensch aufnimmt, wandert unverändert durch den Körper und gelangt mit der Ausscheidung ins Abwasser. Diese Substanzen und andere Mikroverunreinigungen werden in Kläranlagen oft nur unzureichend abgebaut. Die herkömmlichen drei Klärstufen – mechanisch, chemisch, biologisch – bleiben bei vielen von ihnen ohne Wirkung.
Arzneimittelrückstände und Sickerwasser
So gelangen Arzneimittelrückstände mit dem geklärten Wasser in Bäche und Flüsse. Dort können sie die Fortpflanzung vieler Wasserorganismen erheblich beeinträchtigen und gefährden damit trotz der sehr geringen Mengen ganze Ökosysteme. Immer mehr Kläranlagen betreiben deswegen eine zusätzliche Reinigungsstufe, die diese Stoffe eliminiert. Besonders effizient lässt sich das mit Ozon erreichen.
In den 1990er-Jahren begann der Einsatz von Ozon für die Abwasserbehandlung in größerem Maßstab, unter anderem bei Mülldeponien. Je nach Inhalt der Halde enthält das Sickerwasser organische Stoffe, die biologisch nicht abgebaut werden und die Umwelt stark gefährden. Deshalb wurde die biologische Reinigung des Sickerwassers oft mit einer Ozonstufe kombiniert.
Reaktionsstarkes Sauerstoffmolekül
Sauerstoff ist ein sehr reaktionsfreudiges Element. Seine Neigung, chemische Verbindungen einzugehen, ist beim dreiatomigen Ozon (O3) – im Vergleich zum zweiatomigen O2 aus der Luft – noch einmal deutlich gesteigert. Das umweltfreundliche Molekül kann ganz unterschiedliche organische Substanzen sehr schnell aufbrechen und so biologisch abbaubar machen.
Dazu gehören neben den problematischen Schadstoffen im Sickerwasser auch die ins Visier geratenen Mikroschadstoffe: Arzneimittel, Pestizidrückstände und andere kritische Chemikalien. Die Richtlinien der EU und vieler Länder fordern heute wirksame zusätzliche Maßnahmen über die drei konventionellen Klärstufen hinaus.
Methode der Wahl
In der Schweiz wurde die Einrichtung der vierten Reinigungsstufe für Großkläranlagen bereits beschlossen. In der EU soll sie bis 2035 abgeschlossen sein, kleinere Anlagen bekommen etwas mehr Zeit zur Nachrüstung. Auch in anderen Regionen wird sie künftig wohl zum Standard gehören.
Die Ozonierung ist für diese vierte Stufe in den meisten Fällen die Methode der Wahl. Sie ist ebenso wirksam wie effizient, und oft kostengünstiger als die möglichen Alternativen. Nach dem Kontakt mit Ozon bleiben überwiegend abbaubare Reaktionsprodukte zurück. Sie lassen sich in der Einschicht-Filtration leicht aus dem Abwasser entfernen.

Messer verfügt über umfassendes Know-how in der Wasseraufbereitung und unterstützt Klärwerke bei der Implementierung von Ozon-Technologien. Das beginnt mit dem Aufbau kompletter Versuchsanlagen für Machbarkeitsstudien im Labormaßstab und geht bis zur Betreuung der Inbetriebnahme und der kontinuierlichen Lieferung des benötigten Sauerstoffs.
Seit mehr als 125 Jahren ist Messer als das heute weltweit größte Unternehmen für Industriegase, Medizingase, Spezialgase und Elektronikgase in Privatbesitz seinen Leitlinien für Sicherheit, Fokus auf Kunden und Mitarbeitende, gesellschaftliche Verantwortung, Nachhaltigkeit, Vertrauen und Respekt treu. Die Gases for Life und patentierten Gaseanwendungen von Messer sind für Umweltschutz, Klimaschutz, Dekarbonisierung und Innovation unersetzlich.