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Trinkwasser verbessert

Gase+Kälte Nr. 21, 1986

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Trinkwasser verbessert

Gase+Kälte Nr. 21, 1986

Wasserwerk mit Wasserstoff erfolgreich

In vielen Fällen merken wir erst spät, womit wir unserer Umwelt schaden. Häufig ist es aber noch nicht zu spät. Ein Beispiel ist die zunehmende Belastung des Grundwassers mit Nitrat, vor allem in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Es entsteht durch Überdüngen der Böden durch Mineraldünger, aber auch durch organische Abfallprodukte aus der Intensiv-Tierhaltung. Nitrat allein ist nicht sehr giftig; es kann jedoch im Verdauungstrakt zu dem weit gefährlicheren Nitrit umgewandelt werden und führt besonders bei Säuglingen zu Gesundheitsschäden.

In der Trinkwasser-Verordnung ist daher ein Grenzwert für Nitrat festgelegt, der ab Herbst 1986 von 90 auf 50 Milligramm pro Liter herabgesetzt wird. Zahlreiche Entnahmebrunnen der rund 10 000 Wasserwerke im Bundesgebiet erfüllen nicht die neue Auflage. Bisher helfen sich die Wasserwerke häufig durch „Verschneiden“, das heißt, durch Mischen von gutem mit weniger gutem Rohwasser.

In diesen Bioreaktoren wird das Trinkwasser mit Hilfe von Wasserstoff von Nitrat befreit.

Ein Wasserstofftank versorgt die Bakterien in den Bioreaktoren.

Das Wasserwerk Rasseln der Stadtwerke Mönchengladbach geht jetzt einen zukunftsweisenden, wenn auch nicht ganz billigen Weg: In 10 Meter hohen Reaktoren wird der Nitratgehalt von 80 auf 5 Milligramm pro Liter abgebaut. Das geschieht mit Hilfe besonderer Bakterien, die für ihre ,,Atmung“ Wasserstoff und Nitrat benötigen. Als Nährstoff verzehren diese gefräßigen Winzlinge Kohlenstoff, der in Form von Kohlensäure in fast jedem Rohwasser enthalten ist. Das Nitrat wird dabei in harmlosen Stickstoff und Sauerstoff gespalten. Sauerstoff und Wasserstoff werden von den Bakterien zu Wasser umgesetzt.

Den nötigen Wasserstoff liefert Messer Griesheim per Tankfahrzeug. Das Verfahren hat seine „Wasserprobe“ bereits bestanden. Vier Bioreaktoren genügen, um stündlich 50 Kubikmeter Wasser zu reinigen. Zum Nulltarif gibt es Umweltschutz nicht: Die Anlage kostete 2,6 Millionen DM. Nach ersten Schätzungen kostet der Nitratabbau 60 bis 90 Pfennig pro Kubikmeter Wasser.


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